Moorfrosch

Das Projekt

Wir möchten mit dieser Seite über den Moorfrosch informieren und die Geschichte über ein Projekt erzählen, das ihn versucht in Baden-Württemberg zu retten. Dort ist er nämlich akut vom Aussterben bedroht. Wie schwierig es war ihn überhaupt noch zu finden und was nun für ihn getan wird, soll hier berichtet werden.

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Der Moorfrosch

Der Moorfrosch ist die meiste Zeit im Jahr recht unscheinbar. Mit seiner Größe von bis zu sechs Zentimetern zählt er zu den kleinsten unserer Braunfroscharten. Sein braun gefärbter Rücken tarnt ihn perfekt in seinem Lebensraum – dem Moor. Doch an wenigen Tagen fallen die Männchen durch ihre blaue Färbung auf. Sie sind eine Besonderheit im ansonsten so fahlen Schilf im Frühjahr.

Alte Berichte von Vorkommen in der Region?

Moorfrösche blubbern oder glucksen ganz leise und sind teilweise nur wenige Meter weit zu hören. Sie klingen wie kleine Hunde, die in der Entfernung bellen. An sonnigen Tagen rufen die Männchen bereits ab dem Nachmittag. Dabei ist die Intensität merklich von der Temperatur abhängig. Moorfrösche überwintern an Land. Der Aktionsradius zwischen Laichgewässer, Sommerlebensraum und Überwinterungsquartier ist meist nicht größer als 1 Kilometer. Außer im Moor leben sie zudem in Streu- und Nasswiesen sowie lichten Bruchwäldern.

Steckbrief

Wissenschaftl. Name: Rana arvalis
Größe: ca. 60mm
Aussehen: Brauner Rücken, weiße Unterseite
Alter: bis zu 10 Jahren
Lebensraum: Feuchtgebiete wie Moore, Bruchwälder
Laichzeit: Anfang März bis Mitte April
Legt 1 Laichballen mit ca 500 Eiern

Die Laichzeit ist die einzige Chance die letzten Moorfrösche zu finden.

Im Frühjahr treffen die Moorfrösche an ihren Laichplätzen ein. Sie werden mit ihren Rufen versuchen, Weibchen anzulocken. Amphibienexperte Wouter de Vries von Amphi Consult erklärt, was dort geschieht.

Während unserer Suche finden wir mehrfach Laich. Doch ist er vom Moorfrosch?

Die Männchen des Moorfroschs färben sich zur Paarungszeit blau. Sie sitzen im Moor, rufen und werben so um Weibchen.

Der Moorfrosch ist in Süddeutschland akut vom Aussterben bedroht. Aktuell konnte der Moorfrosch im Land Baden-Württemberg nur noch in zwei Landkreisen, Karlsruhe und Ravensburg nachgewiesen werden. Die Voralpen-Populationen auf bayrischer Seite gelten als erloschen. Im Landkreis Ravensburg liegen die drei verbliebenen Vorkommensschwerpunkte in den Moorgebieten Oberschwabens und dem Westallgäu. Es kommen nur noch wenige Individuen vor.

Die stark voneinander isolierten Populationen neigen zu höheren Inzuchtraten und zu einer genetischen Verarmung. Zwangsläufig führen diese Effekte zu einem weiteren Bestandsrückgang. Weitere Gefährdungsursachen sind der Lebensraumverlust (98 % der Moore wurden in Deutschland trockengelegt), die zunehmende Sukzession durch erhöhte Nährstoffeinträge, der Mangel an Laichgewässern, Nutzungsaufgabe von Feuchtwiesen, Klimawandel – durch trockene Frühjahre trocknen Laichgewässer zunehmend schneller aus….

Laich auf einer Feuchtwiese weist uns eine erste Spur. In diesem Fall waren es jedoch Grasfrösche.

Die regenarmen Tage in diesem Frühjahr werden viele Eier wohl nicht überstehen.

Video von Grasfrosch mit Laich im TFM

In Baden-Württemberg kommt der Moorfrosch nur noch in zwei Landkreisen vor: Karlsruhe und Ravensburg.

Werfen wir nun einen Blick in den geheimnisvollen Lebensraum Moor.

Das Moor

Torfmoose sind von entscheidender Bedeutung für die Entstehung von Mooren und durch ihre Eigenschaften optimal angepasst an das Leben unter extremen Bedingungen (Nährstoffarmut, niedriger pH-Wert). Durch ihren speziellen Aufbau können Torfmoose enorme Wassermengen aufnehmen und machen Moore dadurch zu wichtigen Wasserspeichern. Einen Konkurrenzvorteil zu anderen Pflanzen verschaffen Torfmoose sich über die Ionenaustauschkapazität.

Selbst sehr geringe Nährstoffkonzentrationen können über die gesamte Oberfläche aufgenommen werden und eine aktive Abgabe von Wasserstoff-Ionen bewirkt eine Absenkung des pH-Werts, der konkurrierende Pflanzen in ihrem Wachstum behindert. Zudem können Torfmoose praktisch unbegrenzt wachsen: Die Pflanze stirbt aufgrund von Luftabschluss an der Basis ab und wächst an der Spitze weiter.

Moor:Lebenswichtig für Moorfrosch

andere Moorbewohner, vllt Fressfeinde vom Frosch, aber auch was er frisst

Im sumpfigen Gelände ist es für uns schwer vorwärts zu kommen.

Kreuzottern gefällt es dort, sie würden den Moorfrosch auch gerne aufspüren.

Ein Moorfrosch liegt versteckt zwischen Grasbüscheln im Wasser.

Dicht bei ihm nutzen Ameisen einen Grashalm als Brücke über das Wasser.

Das Scheiden-Wollgras ist sehr spezialisiert auf seinen Lebensraum und bildet im Moor kleine Inseln. Dort leben Ameisen und andere kleine Insekten.

Warum Moor bedroht

Eindrücke aus dem Hochmoor

Hochmoore bestehen zum Großteils aus Wasser, dass sehr sauer, nährstoff- und sauerstoffarm ist. Die Torfmoose entziehen dem Regenwasser Nährstoffe und in Folge ist der PH-Wert fast mit Essigsäure vergleichbar. So entsteht ein Lebensraum für eine sehr spezialisierte Flora und Fauna.

Neben Torfmoosen findet man
Sumpfrosmarin, Moosbeeren oder der insektenfangende Sonnentau. Für zahlreiche, seltene Libellenarten ist dies ein einzigartiger Lebensraum. Am Rand der Hochmoore
fühlt sich die Moorkiefer wohl.

Nun gehen wir mit den Kartierern auf die Suche.
Wieviele Moorfrösche gibt es noch in der Region?

Die Suche

Mit Hilfe von europäischen Amphibienexperten der dänischen Firma Amphi Consult begaben wir uns Mitte März auf die Mission, die letzten Moorfrösche Süddeutschlands zu finden. Zur Verfügung standen uns historische Fundpunkte der letzten Jahrzehnte. Diese dienten als erste Anhaltspunkte. Allerdings lagen teilweise mehrere Jahre zwischen den Funden. Nur wenige hatten den Moorfrosch zuvor im Voralpenraum zu Gesicht bekommen. Wir verschafften uns einen Überblick über die Vorkommensgebiete und identifizierten vor Ort potenzielle Laichgewässer. Dies bedeutet zuallererst viele Kilometer in einer Wathose durch unwegsames Gelände zurückzulegen.

Abhängig von der Witterung beginnen Moorfroschmännchen an geeigneten Laichgewässern zu rufen. Diesen Moment galt es abzupassen. Idealerweise ist es windstill und mindestens 12 °C warm. Dadurch konnten wir nach häufigen Kontrollgängigen die ersten Individuen entdecken. Nun bleibt nur noch abzuwarten, bis die ersten Tiere laichen. Schnell entdeckten wir erste Laichballen – Allerdings sind diese kaum zu entscheiden von denen des Grasfroschs. Sie sind in der Regel etwas kleiner, durchsichtig und zähflüssiger. Erst in der Aufzucht hat man die Gewissheit. Nachdem schlüpfen, unterscheiden sich die äußeren Kiemenbüschel des Moorfroschs vom Grasfrosch. Allerdings beträgt diese Phase nur wenige Tage. Danach gleichen sich die Kaulquappen wieder. Erst im Endstadium kann mithilfe einer Lupe anhand der Zahnreihen zwischen den Arten unterschieden werden.

Der Auftrag von Amphi Consult

Geschäftsführer Florian Bibelriether

Um das riesige Gebiet effizient abzusuchen ist ein Plan notwendig.

Unter der Wasseroberfläche findet man die ersten Anzeichen auf Frösche.

Kälteeinbruch – es schneit wieder!

Nachdem es einige warme Tage hatte und der Sommer vor der Tür stand fing es wieder an zu schneien. Schnell musste die Suche organisiert werden

Mit mehreren Helferinnen und Helfer konnten die Gebiete schnell abgesucht werden. Einige Laichballen waren bereits auf der oberen Schicht erfroren.

Hallo Zusammen, bisher sehen die Wetterprognosen für das Wochenende sehr gut aus. Danach soll es leider wieder kälter werden. Dementsprechend möchten wir erneut mit mehreren Beteiligten den Moorfrosch suchen. Ich bitte um eine kurze Rückmeldung, ob ihr uns unterstützen könnt. Geplant sind diesmal vier bis fünf Kartierteams. Somit könnten wir es schaffen, einen Großteil der relevanten Flächen zu kartieren. Treffpunkt ist um 18 Uhr auf dem Parkplatz. Bitte nach Möglichkeit eine Wathose mitbringen. Beste Grüße Moritz

Mit Einbruch der Nacht tauchen die Moorfrösche auf und beginnen mit ihren Rufen.

Auch nach langer Wartezeit tauchen an diesem Abend keine Weibchen auf.

Unterschied zwischen Grasfrosch und Moorfrosch

Färbung und Zeichnung können unterschiedlich ausfallen. Dies führt gelegentlich zu Verwechslungen mit dem Grasfrosch, einer weiteren Braunfroschart. Sichere Unterscheidungsmerkmale sind die spitze Schnauze des Moorfroschs sowie der deutlich größere Fersenhöcker.

Meistens haben die Tiere einen hellen Rückenstreifen sowie beidseitig eine helle Drüsenleiste. Die Unterseite des Bauchs und der Kehle sind meistens weiß und ungefleckt. Darüber hinaus ist der Grasfrosch deutlich Größer (7 – 9 cm).

Glücklicherweise haben wir Laichballen gefunden.

Der Laich der Moorfrösche wird gesammelt, um in der Aufzuchtstation großgezogen werden zu können. So ist er geschützt vor Fressfeiden und kann sich unter optimalen Bedingungen zu Kaulquappen entwickeln, die dann wieder in die Natur entlassen werden können.

Helfen wir den Moorfröschen bei der Aufzucht.

Die Aufzucht

Kaulquappen mögen es warm – Je wärmer die Wassertemperatur ist, umso schneller wachsen diese. Daher findet ein Teil der Aufzucht in einem Folientunnel statt. Damit die Quappen von Beginn an ausreichend Algen zum Fressen in den Hälterungsbecken finden, werden diese mit Wasser aus den Ursprungsgewässern beimpft. Eine gute Wasserqualität ist das A und O für eine erfolgreiche Entwicklung.

Da Moorfrösche leicht saure Gewässer bevorzugen, bedienen wir uns einigen Tricks wie dem Einsatz von Eichenlaub. Die Säure, welche bei der Zersetzung der Blätter freigesetzt wird, senkt den pH-Wert. Darüber hinaus dienen die Blätter zugleich als Nahrung für die Quappen. Eine weitere Geheimwaffe ist unser Bio-Filter. Mithilfe von kleinen Krebstieren, sogenannten Daphnien (umgangssprachlich Wasserfloh), werden unsere Becken filtriert. Dennoch müssen wir regelmäßig einen Wasserwechsel durchführen.

Der gesammelte Froschlaich wird sicher vor Fressfeinden in der Aufzuchtstation großgezogen.

Das Wasser in den Wannen muss jeden Tag gewechselt werden. Daphnien, kleine Wasserflöhe, sorgen zusätzlich für eine gute Wasserqualität.

Nach 7 Tagen schlüpfen ungefähr 10000 Kaulquappen.

Als Kaulquappen fressen sie pflanzliche Nahrung wie verrottende Blätter.

Kaulquappe des Moorfroschs

Im Freilandbecken als kleine Frösche fangen sie kleine Insekten.

Zurück ins Moor

Die Rückkehr

Mittlerweile ist es Ende Mai und im Moor wird es wieder grüner. Das Wollgras steht nun in seiner prächtigen weißen Blüte. Die Temperaturen sind auf 28 °C gestiegen und Stechmücken findet man nun zuhauf. Perfekt für die kleinen Moorfrösche. Aus der Station in Langenargen werden sie nun behutsam eingesammelt. Moritz Ott und Tobias Hornung steigen in das Landgangbecken und suchen die kräftigsten Tiere aus, die bereit sind, wieder in ihre Ursprungsgebiete zurückzukehren. In den letzten Tagen an Land haben sie erste kleine Insekten wie Fliegen und Blattläuse gejagt und sind nun gut gestärkt. Gut verpackt in Eimern mit Gras zum Festhalten geht es jetzt auf die Reise.

Sie werden wieder in ihrem Ursprungsgebiet, dem Häcklerweier, freigelassen. Der Wasserstand ist nun deutlich geringer als im Frühjahr. Nachdem wir die ehemaligen Laichgewässer erreicht haben werden die Eimer geöffnet. Zögerlich hüpfen die kleinen Moorfrösche ins feuchte Moos. Es bleibt nur ein kurzer Augenblick, bis sie verschwunden sind. Anders als in der Aufzuchtstation, in der Sie vor Fressfeinden geschützt sind, sind sie nun auf sich gestellt. In zwei bis drei Jahren werden die kleinen Tiere geschlechtsreif und können zum Arterhalt beitragen. Nächstes Jahr soll die Unterstützungsaufzucht fortgeführt werden, um die Population in den Ursprungsgebieten nachhaltig zu stärken.

Es geht los!

Im Becken sind sie richtig groß geworden und werden nun eingesammelt

Wir bauen einen Teich

Der Teichbau

Zuallererst gilt es einen geeigneten Standort zu identifizieren. Es müssen in unmittelbarer Nähe ein geeigneter Sommerlebensraum sowie frostfreie Winterquartiere vorhanden sein. Dann dürfen durch den Gewässerbau keine wertvollen Strukturen zerstört werden. Ist der Standort gefunden, gilt es Testlöcher anzulegen, die über die Bodenverhältnisse und den Wasserhaushalt aufklären.

Beim Bau wird besonders auf die Bedürfnisse des Moorfroschs eingegangen. Dieser möchte besonnte Laichgewässer, die nicht zu tief sind, flache Uferstrukturen aufweisen und bereits über ausreichend Wasservegetation verfügen. Daher wird der Tümpel bereits beim Bau mit Wasserpflanzen beimpft.

Warum wir diese Maßnahmen durchführen

Biodiversitätsmanager: Moritz Ott

Nun wird gebaggert, um den Fröschen wieder ein Gewässer zu schaffen.

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➔ Unterstützen Sie das Projekt

Retten Sie mit uns die letzten Moorfrösche Süddeutschlands

Der Landschaftserhaltungsverband Ravensburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, die letzten Moorfrösche Süddeutschlands vor dem Aussterben zu bewahren.

Mit Ihrer Unterstützung schaffen wir neue Laichgewässer und helfen den letzten Moorfröschen durch eine Aufzucht in Menschenobhut auf die Sprünge.
Unterstützen Sie uns mit einer Spende:

Mit 10 Euro können wir einen Moorfrosch behutsam in unserer Aufzuchtstation aufziehen.
Bereits mit 150 Euro schaffen wir 50 qm Laichgewässer.

Für Online-Spenden nutzen wir den sicheren Service von betterplace.org. Um anfallende Transaktionsgebühren zu decken, behält Betterplace 2,5% jeder Spende ein. Alternativ können Sie auch per Überweisung spenden:

Spendenkonto:
Landschaftserhaltungsverband Landkreis Ravensburg e.V.
Kreissparkasse Ravensburg
IBAN: DE21 6505 0110 0101 1271 50
Spendenbescheinigung erwünscht? Bitte geben Sie Ihre Adresse an

https://www.betterplace.org/de/projects/80112-ihre-spende-retten-sie-mit-uns-die-letzten-moorfroesche-sueddeutschlands

Da der Landschaftserhaltungsverband Landkreis Ravensburg e.V. gemeinnützig ist,
können Sie Ihre Spende bis zu 20 % Ihres zu versteuernden Einkommens von der Steuer absetzen.
Sofern Sie über unser Online-Formular gespendet haben, erhalten Sie automatisch in der ersten Februarwoche
des nachfolgenden Kalenderjahres per E-Mail eine Spendenbescheinigung von betterplace.org.